Die lebenswerte Stadt

Stagnierende Mittelstädte
Entwicklung einer städtebaulichen Impulsstrategie am Beispiel der Stadt Zeitz

Auf zunehmende Metropolisierung von Großstädten folgen unter anderem Landflucht und Stagnation von Mittelstädten (20.000 – 99.999 Einwohner). Diese Phänomene lassen sich gegenwärtig im ganzen Bundesgebiet beobachten. Hand in Hand mit dieser Entwicklung folgen Leerstand sowie eine Entwertung von Grundstücks- und Wohnungspreisen, am Rande der Metropolen. Als essentieller Indikator für den Stand der Stagnation und der damit verbundenen potentiellen Reflekion der Problematik, haben sich Stadtentwicklungskonzepte als eine der repräsentativsten Schnittmengen herauskristallisiert.

Das angestrebtes Ziel der Architektur-Masterthesis war, mit Hilfe der Untersuchung auf lokaler sowie nationaler Ebene eine allgemeingültige „Städtebauliche Impulsstrategie“ gegen die kontinuierliche Schrumpfung von Mittelstädten zu entwickeln. Diese hat den Anspruch, als Angebot städtebaulicher Entwicklungsstrategien und -konzepten zu dienen.

Im Zuge der Bearbeitung wurden bundesweit unter den Faktoren Lage, Demographie und dem Grad der Stagnation ein Spektrum von 65 Mittelstädten ausgewählt und deren Stadtentwicklungskonzepte unter formalen Parametern gegenübergestellt. Dabei wurden die jeweiligen Leitbilder auf „Querschnittsziele“ analysiert, wodurch sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie potentielle impulsgebende Aspekte herausbildeten. Die Ergebnisse ergaben in gefilterter und gebundener Form als „Handlungsfelder“ das Rückgrat der forcierten Impulsstrategie.

Die „Städtebauliche Impulsstrategie“ dient als potentielles Angebot zur Prüfung, Ergänzung und Entwicklung städtebaulicher Entwicklungsstrategien und -konzepte. Der Nutzer wendet die Handlungsfelder ganz individuell an seine Bedürfnisse an, wodurch eine lokale Spezifikation entsteht. Der damit verbundene Schwerpunktkatalog wir nun zur Definition lokaler Maßnahmen genutzt. Die Probe aufs Exempel erfolgt mit der Anwendung der impulsgebenden Strategie auf die Stadt Zeitz.

Die ehemalige Dom- und Residenzstadt liegt im Süden Sachen-Anhalts und zählte noch im Jahr 1984 ca. 43.500 Einwohner, gegenwärtig nur noch ca. 28.400 (Stand 2017). Der einst industriell pulsierende Knotenpunkt der DDR verzeichnet aktuell einen Leerstand von 30%. Dazu kommt ein nahezu nicht repräsentierter Teil der Bevölkerungsschicht zwischen 25 und 45, welcher einen erheblichen Mangel an potentiellen Arbeitskräften sowie Anwohnern zur Folge hat.

Mit der Prüfung wurden bestehende Strukturen sowie städtische Potentiale der Stadt Zeitz erkannt und gegebenenfalls eingebunden, optimiert, ergänzt oder belassen. Zusätzlich galt es, städtebauliche Perspektiven auf nicht politischer Ebene zu generieren, um Stadt und Anwohner, Interessierten sowie Weggezogenen potentielle bzw. nicht genutzte Stadtraum-Kompetenzen aufzuzeigen. Diese tragen bestenfalls zur Bildung einer neuen Identität bei und schaffen notwendige Impulse, um zukünftig vorhandene städtische Qualitäten zu erkennen, zu entwickeln und nachhaltig zu nutzen.