Am vergangenen Sonntag wurde das zweite Gemälde der Stadtraumgalerie Zeitz offiziell eingeweiht. Aus diesem Anlass konnten wir promintenten Besuch aus Berlin empfangen: Die Schauspielerin Christel Bodenstein („Das singende, klingende Bäumchen“, u.a.) reiste samt Gatten Hasso von Lenski nach Zeitz, um bei der Eröffnung „ihres“ Gemäldes dabei zu sein.
Thematisch setzen wir uns in der Stadtraumgalerie mit der Stadtveränderung und damit der Verbindung von Vergangenheit und Zukunft motivisch auseinander. Die bedeutende Industriegeschichte der Region geben dabei ebenso wie die politischen und sozialen Umbrüche Vorlagen für eine kreative Reflexion und künstlerische Auseinandersetzung. Das erste Wandgemälde ist schon seit 2018 in der Zeitzer Innenstadt zu bewundern.
Durch die Stadtraumgalerie möchten wir die künstlerische Erkundung des Stadtraums ermöglichen, Diskurse über den öffentlichen Raum eröffnen und städtische Orte sichtbar machen, die gerne übersehen werden und das ganz besonders für die Bewohner der Stadt selbst. So war es uns auch ein Anliegen, die Zeitzer bei der Motivauswahl für die Fassade zu befragen.
An der Abstimmung haben über Tausend Zeitzer*innen teilgenommen und sich mit absoluter Mehrheit für das Bild entschieden, das jetzt auf 8x13m an der Fassade prangt: Es ist eine Fotografie aus dem DEFA Arbeiter-Film „Silvesterpunsch“ von Günter Reisch aus dem Jahre 1960, auf dem Christel Bodenstein als tanzende Arbeiterin in einem Chemiewerk gezeigt wird. Die Körperhaltung assoziiert den kreativen Schöpfer Mensch, der hier als Arbeiter und Künstler wie in so vielen Werken sozialistischer Kunst im Mittelpunkt steht und wirkt zudem wie eine Statue bzw. gar als Denkmal. Die zahlreichen DEFA-Filme haben sich nicht nur in das kollektive Gedächtnis von Millionen Menschen, sondern ihre Stilistik und Ästhetik zugleich in die Filmgeschichte eingeschrieben.
Das sehr ästhetische und lebesbejahende Motiv mit Christel Bodenstein funktioniert ohne Kontextualisierung und Hintergrundwissen und kann trotzdem Ausgangspunkt für einen Diskurs über die Filmgeschichte der DDR sein, die Rolle der Frau im Film, das oft mit den Attributen „Petticoat und Planerfüllung“ besetzt wird und das ständige Changieren zwischen subversiven Inhalten und Zensur.
Besonderer Dank gilt allen Sponsoren des Projekts: Wohnungsgenossenschaft 1 Mai eG, Zeitzer Gerüstbau GmbH, Bauhaus in Grana, Volks-und Raiffeisenbank, Oberbürgmeister Thieme sowie der DEFA-Stiftung für die Bereitstellung der Bildrechte.
Erneuter ausdrücklicher Dank unseren zwei Malerinnen, Vera Lötzsch und Theresa Schulz, die dieses Werk als ihr Diplom-Abschlussarbeit präsentierten und mit sehr gut bestanden.
Mehr nachzulesen unter: https://zeitzonline.de/news/dachgezwitscher/zwei-tage-mit-der-taenzerin/